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Montag, 12. April 2010

Anti-Apple-Mania

Ich verstehe, dass Technik-Freaks sehnsüchtig auf neue Apple-Produkte warten, wirklich. Sei es das angeblich dünnste Notebook der Welt oder das iPhone, Apple steht für Coolness und Innovation.
Was mir aber nicht eingeht, ist wie Hunderttausende kreischend zusammenbrechen, sobald ein neues Gadget erhältlich ist und es völlig kritiklos kaufen. Auch wenn es doppelt so viel kostet wie seine Einzelteile. Gut, der Preis ist möglicherweise noch mit den nötigen Investitionen zu argumentieren, aber sind iPhone und vor allem iPod schon wesentlich günstiger geworden?

Und wie kommt es, dass es sich ausgerechnet Technik-Freaks kleinlaut gefallen lassen, ihr Produkt nicht in seine Einzelteile auseinandernehmen zu können, ohne es völlig zu zerstören oder den Garantieanspruch zu verlieren, ebenso wie die Unmöglichkeit, einen Akkuwechsel vorzunehmen?

Ebenfalls unverständlich ist mir, dass ausgerechnet die Apple-Jünger oft und gerne über Microsoft herziehen. Nicht, dass Microsoft das nicht verdient hätte, keine Frage, auch ich sehe den Konzern kritisch - wie man z.B. hier in meinem Blog nachlesen kann. Aber über Microsofts Machtmarkt zu jammern und gleichzeitig sein Geld in Produkte zu investieren, die nachweislich durch Zensur beschränkt werden ... ? So macht Apple rege Gebrauch von seiner Monopolstellung und löscht Apps - übrigens ohne Vorwarnung an Produzenten oder Käufer - von der Downloadplattform.
So geschehen zuletzt etwa bei einem (zugegeben sinnlosen, aber sollte das nicht jeder selbst entscheiden?) Pickel-Spiel. Der Entwickler hatte es gewagt, die App-Store-Kunden als nicht allzu schlau hinzustellen, nachdem er den Preis für die Anwendung wahllos hoch und wieder niedriger angesetzt hatte. Obwohl das Spiel ein Jahr lang erhältlich war - Apple beschloss kurz nach der Aussage einfach, es rauszuwerfen. Die ganze Geschichte gibt's hier.
Wer in seine App Frauen im Bikini (oder Männer ... ja, richtig gelesen), weibliche Haut (was immer das genau bedeutet) oder sexuelle Anspielungen - auch in Form von Silhouetten - integriert, fliegt ebenfalls aus dem Store. Auch wenn mich persönlich die Abwesenheit solcher Applikationen eher freuen als stören würde - soll diese Wahl nicht jeder erwachsene (!) Käufer selbst treffen? Und ach ja - wie verlogen ist es, deswegen ein Spiel zu entfernen, wenn es weiterhin eine offiziellen Playboy-Applikation gibt?!

Möglicherweise ist diese Unterscheidung zu treffen das gute Recht einer Firma - aber möchte ich das unterstützen? Möchte ich, dass eine Firma, die ein Gerät zum Empfangen und Auslesen von Daten herstellt, auch darüber entscheidet, auf welche Informationen ich überhaupt Zugriff habe? Wie weit wird das noch gehen - entscheidet Apple bald, mit welchen Kits Applikationen für ihr Produkt entwickelt werden dürfen? Ups, schon passiert - Adobe ist raus. Und was kommt dann - kein Zugriff mehr auf die Google-Suche? Ups, offenbar schon - zumindest in abgeschwächter Form - angedacht:

"Schon seit Monaten spekulieren Branchenkenner darüber, dass Apple den Suchanbieter auf dem iPhone wechseln könnte. Im Gespräch ist ausgerechnet der ewige Google-Konkurrent Microsoft mit seiner Suchmaschine Bing."

Genau aus diesen Gründen wäre ich als Zeitungsmacher sehr vorsichtig, das iPad als Wunderwaffe gegen den im Todeskampf befindlichen Printjournalismus zu sehen. Soll Apple wirklich über die Inhalte einer Zeitung entscheiden dürfen? Und darauf wird es über kurz oder lang hinauslaufen - will eine Zeitung auf dem iPad präsent sein, wird sie sich anpassen müssen, und zwar mitsamt der Inhalte. Ein unglaublich gefährlicher Trend.

Bis dahin bleibt allerdings möglicherweise noch Zeit, schließlich scheint das iPad in der derzeitigen Form nicht allen Heilsversprechungen gerecht zu werden. Insbesondere die Unmöglichkeit, das Gerät bei Sonneneinstrahlung länger als ein paar Minuten in Betrieb zu nehmen, könnte der Begeisterung im Sommer schnell einen Abbruch tun. Ist das iPad nämlich erst einmal heiß gelaufen, was bei Sonnenschein offenbar recht schnell passieren kann, braucht es geschlagene dreißig Minuten, um wieder betriebsbereit zu sein. Ein schönes Bild vom iPad im Kühlschrank gibt's hier.

Tja - if you can't take the heat, stay out of the kitchen.

1 Kommentar:

  1. "Kreischend zusammenbrechen"?

    Naja, heutzutage kann man wohl nicht mehr halbwegs objektiv über Apple schreiben.

    Eine Anmerkung nur: Alle möglichen großen Firmen haben sich schon in der Durchsetzung ihrer Standards und mit der Verdrängung der Konkurrenz durch proprietäre Systeme befasst, namentlich Sony und Microsoft. Apple ist nur eben die erste Firma, die verstanden hat, dass man dem Kunden dafür auch was bieten muss: eine durchdachte Welt aus problemlos miteinander kommunizierenden Bausteinen.

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