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Montag, 29. März 2010

Die Elendsdiskussion

Ja, zahlreiche große Publisher machen sich im Moment alles andere als beliebt mit ihren Kopierschutzmechanismen für PC-Spiele. Das reicht von der Pflicht, sich vor Spielbeginn online anzumelden bis hin zu ständigem Online-Zwang. Reißt die Verbindung ab, pausiert das Spiel automatisch oder es poppt die mehr als unerfreuliche Meldung auf, ab sofort werde der Spielfortschritt nicht mehr gespeichert. Man kann sich den Frust über die "Schikane" an ehrlichen Kunden lebhaft vorstellen. Aber das jetzt als neue Ausrede für illegale Downloads herzunehmen, ist ja wohl mehr als schäbig.

Erstens sind es nur wenige Big Player in der Branche, die mit Spielen so viel Geld verdienen, dass sie keine Zukunftssorgen haben. Fragen Sie da mal eines der unzähligen kleinen Studios, die mit jedem Produkt zittern müssen, ob es sie danach noch gibt. Dass neben den paar Riesenpublishern, die ein gutes Geschäft machen, unzählige Menschen im Spielesektor kreativ sind, die täglich Angst um ihren Job haben müssen, eine Familie zu ernähren haben und nur ehrlich für ihre Arbeit bezahlt werden möchten - das ist Raubkopierern offenbar völlig egal.

Elendsdiskussion nenne ich sie übrigens deshalb, weil Raubkopierer alles Mögliche zu ihrer Verteidigung auffahren:
  • "Raub" sei ja das falsche Wort und suggeriere, dass jemand sich mit Gewalt und durch persönliche Bedrohung etwas verschafft, das nicht ihm gehört. Außerdem entstehe ja kein Verlust, anders als etwa bei Ladendiebstahl - hier ginge ja ein physischer Datenträger verloren, und das allein würde Geld kosten.
  • "Ich zahl nicht für ein verbuggtes Spiel", wahlweise auch "Für das Spiel hätt ich sowieso kein Geld ausgegeben". Spiele sind leider manchmal verbuggt, aber selten so sehr, dass sich der Kaufpreis deshalb nicht mehr rechtfertigen lässt. Und wer für ein Spiel kein Geld bezahlen will, der sollte davon einfach die Finger lassen.
  • Auch sehr beliebt: "Ich kaufe mir ja ein Spiel wenn ichs runtergeladen habe und es mir richtig gut gefällt." Na sicher... Dazu muss man ja gar nichts mehr sagen.
Ich verstehe frustrierte ehrliche Käufer. Hätte ich zum Beispiel gerade 40 Euro für ein aktuelles Ubisoft-Spiel ausgegeben, das ich wegen Serverabstürzen auf Publisherseite nicht wie gewünscht spielen könnte, ich wäre wütend. Ich verstehe sogar die Käufer, die nach Mitteln und Wegen suchen, den Online-Zwang zu umgehen - auch wenn das ebenso rechtswidrig ist. Kein Wunder wenn urplötzlich, mitten im Spiel, die Meldung aufpoppt, dass aufgrund eines Abreißens der Internetverbindung der Spielfortschritt nicht mehr gespeichert oder das Spiel einfach pausiert wird.
Dennoch: Wer spielen möchte, muss sich an die Regeln des Verkäufers halten. Wer das nicht kann oder möchte, der muss eben darauf verzichten. Aber das zu akzeptieren ist bei der weit verbreiteten "online = gratis"-Mentalität leider nicht drin, so scheint's.

Ich muss festhalten, dass ich eine Gegnerin des Online-Zwangs bin. Als leider-zur-Zeit-nur-Notebook-Besitzerin spiele ich zum Beispiel öfter mal im Zug. Ich möchte weiterhin in der Lage sein, ein von mir legal erworbenes Produkt zu nutzen wann und wo ich will. Ich gehöre aber auch zu den ehrlichen Menschen, die tatsächlich Geld auf den Tisch legen für ein Spiel. Und die haben unter den Raubkopierern zu leiden.
Dass ich mich nun auf die Seite der Publisher (Nachtrag: und der Entwickler, natürlich. Aber die Publisher entscheiden meist über den Kopierschutz, so war's gemeint) schlagen muss, liegt leider an den unzähligen Elendskommentaren, die mir auf diversen Websites tagtäglich begegnen, wo der "im Internet krieg ich doch sowieso alles gratis"-Gedanke so verbreitet ist, dass es mir die Haare aufstellt.

Leider verstehe ich die Position der Onlinekopierschutz-Verfechter von Tag zu Tag besser und angesichts meiner fruchtlosen Diskussionen mit schamlosen Raubkopierern ohne einen Funken Reue sehe ich im Moment auch keine andere Lösung. Ich hoffe allerdings auf Streaming-Dienste wie Onlive oder Gaikai, die eine von vielen Lösungen darstellen könnten, den PC als Spieleplattform zu erhalten und Raubkopierern den Boden zu entziehen.

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